Winckelmanns europäisches Netzwerk
Von der deutschen Provinz nach Rom und von dort nach ganz Europa: Genauso wie Winckelmanns Lebensweg nimmt auch sein Werk rasch internationale Dimensionen an. Viele seiner Schriften werden nahezu umgehend ins Französische, Englische und Italienische übersetzt. Einen europaweiten Ruf sichert er sich aber nicht nur als Autor, sondern auch, indem er seine Person zum Schnittpunkt eines weit verzweigten Korrespondentennetzwerks macht. Die 1755 in Dresden in einer Auflage von nur etwa fünfzig Exemplaren gedruckten Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke werden unmittelbar nach Erscheinen gleich zweimal ins Französische übersetzt. Dasselbe gilt für die 1764 auf Deutsch veröffentlichte Geschichte der Kunst des Alterthums, die noch vor Ablauf des 18. Jahrhunderts dreimal ins Französische und zweimal ins Italienische übertragen wird. Im deutschsprachigen Raum spielt Weimar seit Beginn des 19. Jahrhunderts eine besondere Rolle bei der Kanonisierung der Werke Winckelmanns: Auf Initiative Carl Ludwig Fernows wird hier ab 1808 die erste Gesamtausgabe von Winckelmann’s Werken herausgegeben, während Goethe, Johann Heinrich Meyer (1760–1832) und Carl August Böttiger (1760–1835) zur gleichen Zeit versuchen, seine Gedanken produktiv weiterzuführen.