Anthropologie Der Mensch zwischen Kunst und Natur
Die Schönheit der griechischen Skulpturen begründet Winckelmann mit einer Mischung naturalistischer und idealistischer Ansätze. So hätten die griechischen Bildhauer ihre Werke sowohl aus einer abstrakten »Idee« als auch aus der Nachahmung schöner realer Menschen geschaffen. Waren die Griechen der Antike so schön wie ihre Skulpturen? Sind die modernen Griechen ihren Vorfahren ebenbürtig? Ist es anderen Völkern möglich, den Griechen gleichzukommen? Mit solchen Fragen setzt er sich in seinem gesamten Werk intensiv auseinander. Es dauerte daher nicht lange, bis das von Winckelmann mit Blick auf Kunstwerke formulierte Schönheitsideal allmählich auch auf den realen Menschen übertragen wurde. Ab etwa dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts war man in den sich mit dem Menschen befassenden anthropologischen Wissenschaften wie der Medizin, Völkerkunde, Pädagogik, Physiognomik und der Pathognomik zunehmend daran interessiert, die Vielfalt der menschlichen Erscheinungsformen zu vermessen und mit dem Ideal des antiken Menschen abzugleichen.