Fühlen Neben dem Sehen spielt auch der Tastsinn – dem damaligen Sprachgebrauch nach auch »Fühlen« genannt – in Winckelmanns sinnlicher Erkundung der antiken Kunst eine wichtige Rolle. Ein privilegiertes Terrain für die Ausübung dieses Sinnesorgans sind für ihn die antiken Gemmen, ganz besonders die 3 444 originalen Intaglien und Pasten sowie die 28 000 Abdrücke von geschnittenen Steinen aus der Sammlung des in Florenz ansässigen Barons Philipp von Stosch (1691–1757). Winckelmann verfasste einen Katalog dieser Sammlung, der eine wichtige Vorstufe zu seiner Geschichte der Kunst des Alterthums von 1764 darstellt. 1764 wurden die Gemmen der Sammlung Stosch von Friedrich II. für Preußen angekauft; sie befindet sich heute im Besitz der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Bereits im 19. Jahrhundert wurden zu akademischen Zwecken Gipsabgüsse der Originalgemmen angefertigt, von denen ein vollständiger Satz unter anderem im Stendaler Winckelmann-Museum verwahrt wird.