Image-Konstruktion 

Neben der Rezeption seiner Werke hat ein reges Interesse immer auch der Person Winckelmanns gegolten. Die Laufbahn des Stendaler Schustersohnes, der in Rom Karriere gemacht hatte, mit der gelehrten Elite Europas korrespondierte und ein von aristokratischen Reisenden umworbener Führer durch die römischen Altertümer war, faszinierte schon die Zeitgenossen. Spätestens seine spektakuläre Ermordung im Jahr 1768, die eine Welle des Entsetzens in ganz Europa auslöste, lenkte den Blick vollends auf seine Person: Winckelmann hatte eine Rückreise nach Deutschland angetreten, brach diese jedoch in Regensburg vorzeitig ab und gelangte nach einem kurzen Aufenthalt am Wiener Hof Kaiserin Maria Theresias nach Triest, wo er auf die Weiterreise nach Rom warten musste. Dort wurde er am 8. Juni 1768 auf seinem Zimmer von einem ehemaligen Koch und vorbestraften Dieb namens Francesco Arcangeli (1737–1768) brutal getötet.

Ein wirkmächtiges Bild seiner selbst hatte Winckelmann aber schon zu Lebzeiten vor allem über seine Briefe geschaffen, deren Inhalt weit über die Grenzen des gelehrten Austauschs hinaus auch Privates berühren. Die im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts entstandenen Winckelmann-Porträts von Angelika Kauffmann, Anton von Maron und Anton Raphael Mengs sowie die Büsten von Friedrich Wilhelm Eugen Doell und Salvatore De Carlis sind als Ergebnis dieser image-Konstruktion zu betrachten, die im 19. Jahrhundert im Rahmen alljährlich ausgerichteter Gedenkveranstaltungen (»Winckelmannstage« und »-programme«) ihren festen institutionellen Rahmen fand.