Farbe Die antiken Statuen, die seit der Renaissance nach und nach ans Tageslicht traten, zeigten meist nur den weißen Marmor, aus dem sie gefertigt waren, nicht aber ihre ursprünglich bunte Bemalung. Winckelmann, der diese Statuen kannte und beschrieb, wird hauptsächlich und einseitig mit der an ihnen entwickelten Vorstellung einer weißen Antike in Verbindung gebracht. Trotz seiner Überzeugung, dass »ein schöner Körper desto schöner« erscheine, »je weißer« er sei, war er sich der Farbigkeit der antiken Skulptur durchaus bewusst: An einer archaistischen Artemis-Statue, die 1760 in Pompeji aufgefunden worden war, bemerkte er verschiedene Farbspuren und erkannte damit, dass auch die Griechen ihre Kunstwerke farbig bemalt hatten. In den sich durch das gesamte 19. Jahrhundert ziehenden Debatten über die Polychromie von Architektur und Skulptur glaubten beide Seiten – sowohl Verfechter der Farblosigkeit wie Franz Kugler, als auch Anhänger der Polychromie wie Owen Jones – sich auf die Autorität Winckelmanns berufen zu können.