Körperkultur und ideale Natur um 1900 In den Gedancken über die Nachahmung der Griechischen Wercke imaginiert Winckelmann die griechische Antike als ideale Natur, in der die Körper der jungen Männer durch »Leibes-Uebungen« einen »grossen und männlichen Contour« erhielten. Dabei förderte nicht zuletzt die locker fließende Kleidung die Schönheit des nackten Körpers. Winckelmann zufolge war der »gantze Anzug der Griechen so beschaffen, daß er der bildenden Natur nicht den geringsten Zwang anthat.« Winckelmann argumentiert hier vor der Folie seiner eigenen Zeit, in der Korsetts, Reifröcke, hohe Kragen, etc. verbreitet waren und zum höfischen Habitus gehörten, den er gern mit politisch-gesellschaftlichem Zwang gleichsetzte. Die Klage gegen unnatürliche Zwänge begegnete vor allem im Umkreis der sogenannten Lebensreform, die in der griechischen Antike wie Winckelmann die ideale Einheit von Natur- und Kunstschönheit zu finden glaubte.